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Zertifiziertes Schafhalter-Update

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chriddi
73
5 months agoSteemit5 min read

Bevor nun Nücki oder Kleiner Onkel oder sonst eines meiner 26 Schafe erzählt, wie es auf der Weide zugeht, seit ihre Schäferin die Lizenz zum Schäfern besitzt, bemühe ich mich zunächst selbst um eine sachliche Einschätzung der Lage in der Episode "Chriddis Landleben". Vorweg ist selbstverständlich zu bemerken, dass bei einer vorgeschriebenen Raufenlänge von 0,3 m pro Lamm rechtsseitiges Szenario im hiesigen Lämmerpferch (wo die Tiere jederzeit freiwillig ein- und ausgehen können...) außerhalb jeder fachspezifischen Diskussion stünde...

Lämmchen, wie die Zeit vergeht!

Nun ist es bereits eine Woche her, dass ich meinen zweiwöchigen Schäfer-Lehrgang nach einem Jahrzehnte zurückliegende Prüfungstraumata hervorrufenden Leistungsnachweis erfolgreich abgeschlossen habe. Selbstverständlich darf das Angeberfoto (siehe links) nicht fehlen - das Ergebnis jedoch verheimliche ich hier, denn "Typisch Streber!", als erste Reaktion meines Mannes, tat weh genug... ;-)
Puh, Lernen auf Kommando ist dann mit Mitte 50 doch etwas anstrengend, allerdings bestätigte sich die Essenz meines Pädagogik-Studiums: Wenn man sich wirklich für eine Thematik interessiert, bleiben die Lehrinhalte hängen!

Grundlagen wie "Anatomie und Physiologie des Schafes" säumten über alle möglichen Rechtsfragen (muss man sich damit wirklich nur innerhalb Deutschlands und der EU befassen?), "Schafkrankheiten", "Parasitologie", "Ablammung und Geburtshilfe" und andere schafspezifische Themen (incl. "Selektion nach Schlachtkriterien", "Vermarktung", "Nottötung") ebenso den Stundenplan wie "Weidenmanagement", "Gräserkunde", "Anforderungen an Futter- und Lebensmittelerzeugung" oder "Wolfs- und Herdenschutzmanagement in Schleswig-Holstein" und vieles Andere.
Nachmittags dominierte der praktische Unterricht. Theoretisch müsste ich nun jedes Schaf jeden Gewichts locker auf das Hinterteil setzen können ("Mach es 1000 Mal und du denkst nicht mehr über den Griff nach!") und mit zwei freien Händen Medikamente verabreichen, Klauen pflegen, gar Schafe scheren können. Auch das Pferchen einer Herde oder der Aufbau eines Elektrozauns (Äh, wie war noch gleich die Mindeststromstärke?) sollte mir ganz alleine gelingen.
Und Zuchtkriterien kenne ich nun, was dazu geführt hat, dass ich vor Ort zwei Auenlämmer zum Zuchtpreis verkauft habe... ;-) Doch, die beiden Mädels werden ein schönes Zuhause haben! Und genau das war der Hauptwert des Ganzen, der große Gewinn der zweiwöchigen "Internierung": Ich habe tolle Leute kennengelernt und konnte ein sachkundiges und hilfreiches Netzwerk bilden.

"Hüten mit Hund" war ja dank Mäx ein Selbstgänger. Obwohl mein Mäxchen aufgrund mangelnden Respekts die Schäferhundprüfung eher nicht bestanden hätte, eignet er sich doch als hervorragender Erzieher im Mädchen-Kindergarten. Meine erste "Amtshandlung" bestand nämlich darin, die Bocklämmer von ihren Müttern und deren Euter abzusetzen. Theoretisch sind die männlichen Lämmer erst mit vier Monaten geschlechtsreif (jo, das habe ich gelernt...), aber meine Süßen scheinen doch sehr gut entwickelt und ich möchte behaupten, dass die großen Böckchen ihre Pimmelchen bereits ein wenig zu häufig herausfuhren... Die Mädels seien erst mit fünf Monaten geschlechtsreif, aber da sind ja noch die gut riechenden Mutterschafe (oh ja, meine Jungs können schon ausgezeichnet flehmen)... Kurzum: Sechs Bocklämmer - darunter auch Balboa und Knöpfchen - landeten bis auf Weiteres (bis der potentielle Käufer seine Weide bocksicher eingezäunt hat...) in unserem Garten.

Schafe? Weidemanagement!

Selbstverständlich hatte und habe ich die ganze Woche nur Schafe im Kopf. Diese Tiere brauchen nicht nur Liebe und Fürsorge, sie müssen auch fressen. Was fressen sie? Jo, Gras, bestanden! Im Winter? Klaro, Heu! Uiuiui, das Wetter...
Die Hälfte unserer 2,5 Hektar gepachteten Landes haben wir zwecks Mahd bzw. Winterfutter brach liegen lassen. Und nun wurde es Zeit: Es war noch für etwa eine Woche Hitze und Trockenheit angesagt. Heu machen! Aber bitte zügig!
Zunächst mal ganz klassisch per Hand und Reuter (wofür uns allein für den nostalgischen Anblick aus der Nachbarschaft gedankt wurde...):

Doch dann kam der Anruf: "Es wird gewittern, soll ich euer Heu kehren und wickeln?" - "Ja!!!"

14 Ballen!!!

Eine Menge Arbeit, eine Menge Freude: Wir haben 14 Ballen Winterfutter geborgen und nur zwei davon wurden vom starken Gewitter genässt. Genässt. Durchnässt bis auf die Unterhose konnten Ralf und ich noch rechtzeitig ein Witterungsvlies über unsere Ernte ziehen. Nun kann der Winter kommen! Natürlich kommt zunächst ein wunderbarer Sommer, wobei ich auf die Schreibtischarbeit samt Registrierung als Futtermittelproduzent (jo, das habe ich gelernt...) zunächst einmal verzichten werde.

Die Arbeit am Tier ist schließlich wichtiger und wie es so ist, kommt immer wieder etwas Neues. Täglich.
Explizit das Auftauchen von Bandwurmgliedern im Schafskot. Trotz Wurmkur im Frühjahr (Mist, das habe ich jetzt gelernt: Das Medikament half gegen Magen-Darm- und Lungenwürmer, nicht gegen Bandwürmer...), musste ich rasch eine neue Arznei ordern. "Wie war der Lehrgang?" - "Super! Und nun weiß ich aufgrund der Tierschutz-Arzneimittel-Verordnung, wie dankbar ich dir bin, mir die Mittel ohne Bürokratie zu geben, wie dankbar für dein Vertrauen in mich, Schafen ein Mittelchen in den Muffel einflößen zu können!"
"Ein Lamm (Schröder) hat starken Durchfall. Hausmittel?" - "Klar!"
Na dann: Fencheltee mit Traubenzucker und Salz sowie etwas Perenterol®. Bei letzterer Zutat bringst du die Apothekerin auf die Frage "Für Erwachsene oder für Kinder?", nach deutschem (Tier)-Arzneimittelrecht (jo, habe ich gelernt...) sehr ins Schwitzen, wenn du mit "Für ein Lamm!", antwortest. Ist mir aber egal, denn Hauptsache, das Tier wird gesund und es...


...schmääähckt!



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28.06.2024


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