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Logbuch Blauzungenkrankheit (Bluetongue Disease), BTV-3

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chriddi
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Kaum hatten wir Ende August nach dem Eintreffen des Autopsieberichts von Knöpchen die Gewissheit, dass Grinsi, Linus und Jim Knopf am Befall von Haemonchus contortus (Roter Gedrehter Magenwurm) gestorben sind, und lebensrettende Maßnahmen für den restlichen Bestand ergriffen, erreichte unsere kleine Schafherde die nächste Katastrophe: Blauzungenkrankheit. Am Bluetongue Virus (BTV-3) verendeten drei unserer Lämmer qualvoll.
Die folgenden Aufzeichnungen dienen als meine eigene Erinnerungsstütze. Wer - verständlicherweise - keine Lust mehr auf negativ belegte Posts hat, möge ganz schnell hinunter scrollen, denn die trotz Impfung ganz offensichtlich tödliche Tierseuche scheint in der hiesigen Herde überwunden zu sein!

🖤 Lucy 🖤
🖤 Grace 🖤
🖤 Knut 🖤

Blauzungenkrankheit

Die Blauzungenkrankheit (englisch Bluetongue) ist eine durch Gnitzen übertragene virale Infektionskrankheit von Wiederkäuern wie Schafen, Rindern und Ziegen. Zu ihren Leitsymptomen gehört eine durch Zyanose blaugefärbte Zunge bei Krankheitsausbruch. Die Erkrankung ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Für den Menschen besteht keine Ansteckungsgefahr, weshalb Fleisch- und Milchprodukte ohne Bedenken verzehrt werden können.
[...]
Nach einer Inkubationszeit von 7–8 Tagen kommt es zu ersten Krankheitszeichen. Die Tiere zeigen eine erhöhte Körpertemperatur, Apathie und Absonderung von der Herde. Kurz nach dem Einsetzen des Fiebers schwellen die Mundschleimhäute an und zeigen eine Rötung. Damit einher geht vermehrter Speichelfluss und Schaumbildung vor dem Maul. Die charakteristische Blaufärbung der Zunge ist sehr selten und nur bei gewissen Schafrassen zu erwarten. Am Klauensaum kommt es zu einer Entzündung, die auch zu Lahmheit führen kann.
Wikipedia

Die Symptome der Blauzungenkrankheit bei Schafen lassen sich wie folgt in Stichworten zusammenfassen:

  • Fieber
  • Schwellungen an Lippen, Zunge und Maul
  • Atembeschwerden
  • Husten und Schnupfen
  • Nasen- und Augenausfluss
  • Lahmheit
  • Geschwüre oder Wunden im Maulbereich
  • Gewichtsverlust
  • Schmerzhafte Entzündungen an den Hufen
  • Bläuliche Verfärbung der Zunge

Es gibt derzeit kein explizit gegen die Blauzungenkrankheit wirkendes Medikament, das Leid der Tiere ist einzig durch Schmerzmittel und Fiebersenker zu mildern. Mit Nahrungsergänzungsmitteln und komplexen Vitaminpräparaten können Gesamtzustand und Immunsystem der Wiederkäuer gestärkt werden. Wichtig sind zudem Pansenanreger, damit der Vormagen bei andauernder Appetitlosigkeit weiter arbeitet und das Schaf nicht übersäuert, gegebenenfalls bei überwundener Infektion letztlich an einer akuten Acidose stirbt.

Einen wirksamen Schutz vor schweren Verläufen der Blauzungenkrankheit bietet nur eine Impfung. Sie verhindert zwar nicht sicher die Infektion der Tiere, verringert oder verhindert aber klinische Symptome und die Anzahl der Todesfälle. Landwirtschaftsstaatsekretärin Anne Benett-Sturies appelliert daher erneut: „Die durch das Blauzungenvirus verursachte Erkrankung kann großes Tierleid verursachen. Tierhalterinnen und Tierhalter in Schleswig-Holstein sind aufgerufen, ihre Bestände aufmerksam zu beobachten und zu impfen.“ Damit die Impfung wirken kann, ist es wichtig, dass die Grundimmunisierung einschließlich eines je nach Hersteller unterschiedlichen Zusatzzeitraumes von drei bis vier Wochen nach der Impfung abgeschlossen ist. Insbesondere in Beständen, in denen dies noch nicht geschehen ist, kann es hilfreich sein die Tiere durch eine Aufstallung bzw. eine Behandlung mit Repellentien gegen die Überträger der Erkrankung, die Gnitzen, zu schützen.
Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

Juni 2024

Im Schafhalterlehrgang erfahre ich, dass im Herbst 2023 in den Niederlanden 50.000 Schafe durch das von Gnitzen (kleine Mücken) übertragene Blauzungenvirus (BTV-2) an der Blauzungenkrankheit gestorben sind (und dass deshalb die Lammfleischpreise gerade sehr hoch sind, weil Holland nicht liefern kann...).
Erste Blauzungenfälle seien nun bei kleinen Wiederkäuern in Süddeutschland und auch in Niedersachsen aufgetreten. Das die Krankheit übertragende Virus sei mutiert, gegen den neuen Serotyp 3 gäbe es bislang nur einen Lebendimpfstoff, welcher nicht besonders empfehlenswert ist, könne er doch dazu führen, dass die Krankheit erst ausgelöst wird.
"Keine Panik, das Virus ist noch weit weg." Der Wind, der befallene Gnitze in andere Regionen befördern kann, stünde für uns in Schleswig-Holstein günstig.

3. Juli 2024

Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) hat auf Basis der per Eilverordnung zur Anwendung gestatteten BTV-3-Impfstoffe eine Stellungnahme zur Impfung gegen BTV-3 veröffentlicht. Darin wird der Einsatz der Impfstoffe bei empfänglichen Wiederkäuern dringend empfohlen. Die Impfung gegen BTV biete „den einzigen sicheren Schutz der Tiere vor einem schweren Verlauf und sollte bis zum Beginn der Hauptflugzeit der übertragenden Gnitzen im Sommer abgeschlossen sein."

Ende Juli 2024

Die Blauzungenkrankheit wird in den Medien erwähnt. Anfragen besorgter Freunde häufen sich. Schleswig-Holstein sei noch nicht betroffen.
Die Tierärztin erhält keine ausreichende Menge Impfstoff und meint, wenn überhaupt, könne sie nur die potentiellen Muttertiere und Deckböcke der Betriebe impfen.

8. August 2024

Das Infektionsgeschehen der Blauzungenkrankheit vom Serotyp 3 (BTV-3) breitet sich deutschlandweit aus: Auch in Schleswig-Holstein wurde heute (8. August 2024) die Infektion mit dem Virus der Blauzungenkrankheit in den Kreisen Steinburg, Nordfriesland und Schleswig-Flensburg vom Friedrich-Loeffler-Institut bestätigt. Das Landwirtschaftsministerium empfiehlt eine Impfung.

Im Kreis Segeberg liegen wir genau mittig zwischen den betroffenen Gebieten, in denen auf einer Karte des Landwirtschaftsministeriums nur vereinzelte rote Punkte markiert sind.

12. August 2024

Anruf der Tierärztin. Sie könne eine größere Menge Impfstoff erhalten, wenn sie genügend zu impfende Tiere nachweist.
Die roten Punkte auf der Ministeriumskarte häufen sich.

16. August 2024

Der gesamte Bestand wird gegen BTV geimpft. Nein, 21 von 22 Tieren, denn Knöpfchen geht es bereits schlecht und kranke Tiere sollten vorsichtshalber nicht geimpft werden, weil dadurch Kreislauf und Immunsystem geschwächt werden (können).

20. August 2024

Knöpfchen ist gestorben. Seinen Körper bringen wir in die Pathologie des Landeslabors in Neumünster.

24. August 2024

Bockauktion Husum. Ich treffe einen "Klassenkameraden" aus dem Schafhalterlehrgang. Er hält auf dem Deich in Dithmarschen etwa 1000 Schafe. Er braucht neue Böcke. Bisher sind über 50 seiner Tiere an der Blauzungenkrankheit verendet, darunter alle Deckböcke. In Dithmarschen und Angeln gäbe es halt die größten Schafbestände des Landes, ich solle mir mal keine Sorgen machen. Mache ich auch nicht, ich denke momentan eher an den "Parasitenhorror".

26. August 2024

Der Autopsiebericht trifft ein.
Umgehend werden alle Lämmer mit Flukiver Combi gegen den Roten Gedrehten Magenwurm behandelt. Erstmal nur die Lämmer: Aufgrund der starken Nebenwirkungen ist eine auf fünf Kilogramm genaue Körpergewichtsbestimmung nötig, um das Medikament exakt dosieren zu können. Die Lämmer kann Ralf noch auf dem Arm mit auf die Personenwaage nehmen und durch Subtraktion seines eigenen Gewichts deren Masse bestimmen. Für die erwachsenen Tiere muss ich eine Viehwaage besorgen.
Die Auenlämmer werden abgesetzt, damit die mittlerweile recht großen Tiere ihre Mütter durchs Milch saugen nicht schwächen.
In Ermangelung einer Ausweichweide werden die Tiere nur durch einen Zaun voneinander getrennt. Das Geschrei ist auf Seiten der Lämmer recht groß und hält drei Tage an. Die Mütter antworten nur sporadisch. Sie scheinen ganz froh zu sein, sich ohne nimmersatte Teenies etwas erholen zu können.

29. August 2024

Die Viehwaage ist eingetroffen. Mit Hilfe von Freunden werden alle Tiere gewogen und behandelt.
Kein weiteres Tier erkrankt durch den tödlichen Parasitenbefall. Nebenwirkungen des Medikaments wie Übelkeit, Blindheit, Herzinfarkt bleiben aus.

31. August 2024

Blanca zieht sich von der Herde zurück. Sie hustet trocken und die Nase läuft. Ich habe Blauzunge zwar im Hinterkopf (gleichzeitig die Nebenwirkungen des Entwurmungsmittels), das Schaf kann sich jedoch auch ganz einfach erkältet haben, die Symptome sind nicht sehr gravierend. Ich zwinge Blanca, immer mal wieder aufzustehen. Sie frisst wenig, aber sie frisst. Das leichte Lahmen schiebe ich auf Kreislaufbeschwerden nach dem erzwungenen Aufstehen. Am zweiten Tag fiebert Blanca etwas. Nach drei Tagen bei gleich bleibenden Beschwerden ist das Schaf wieder topfit.

Anfang September 2024

Einige Auen lahmen leicht, dies ohne ersichtlichen Grund. Keine weiteren Symptome. Oder haben Kleiner Onkel, Blanca und Smilla doch eine leicht geschwollene Schnauze?
Insgesamt sind die erwachsenen Auen eher wenig aktiv, ruhen viel. Die Auenlämmer sind sämtlichst vital und gut drauf.

In meiner "Schafhalter-WhatsApp-Gruppe" häufen sich die Berichte von Blauzungenfällen. Einige wenige tödlich. Alle Halter stehen hilflos vor dem Leid ihrer Tiere. Hier ein kleiner Rat, dort ein vermeintlich guter Tipp - nichts wirkt! Wir können einander nur trösten und zum Durchhalten motivieren.

2. September 2024

Frank (auf der Bockweide, etwa 700 Meter von den Auen entfernt) hat starken Schnupfen, niest viel und schleckt sich ständig Schleim vom leicht geschwollenen Muffel.
Nappo ist ungewöhnlich träge.

3. September 2024

Balboa hat starken Schnupfen, niest viel und schleckt sich ständig Schleim vom leicht geschwollenen Muffel... Er hat Fieber.
Elton humpelt relativ stark ohne ersichtlichen Grund. Die Klauen sind in Ordnung, beim Betasten der Gelenke weist kein Zucken auf Schmerzen hin.

4. September 2024

Elton ist sehr unwohl. Er frisst nicht, steht kaum auf, hat trübe Augen, etwas Fieber. Im Laufe der Tage verstärkt sich das Humpeln und sein Muffel schwillt leicht an. Weder Husten noch Schnupfen, aber häufiges Schmatzen mit der Zunge ohne Nahrung im Maul.

7. September 2024

Lucy hustet stark, kommt ihrer Auenlammherde nur langsam und lustlos hinterher. Sie frisst ganz langsam Kraftfutter und knabbert einzelne Grashalme. Leicht geschwollener Muffel.

8. September 2024

Lucy hustet und schnoddert mit starkem Schleimauswurf. Als Ralf dem völlig erschöpften Lamm den zähen Schleim aus dem Maul ziehen will, bricht es leblos zusammen. Ralf ergreift Wiederbelebungsmaßnahmen und rettet Lucy durch rhythmische Brustkorbmassage und Mund-zu-Schnauze-Beatmung.
Lucy lahmt ihrer kleinen Herde hinterher, dabei hustet sie unentwegt "literweise" Schleim. Ihr geschwollener Muffel wird grün-grau. Die Färbung kommt vom Panseninhalt: die hochgewürgte Nahrung klebt an der Zunge, mit der die Tiere ununterbrochen versuchen, den Schleim von der Schnauze zu schlecken.

🖤Lucy🖤, 25. April - 9. September 2024

Am nächsten Morgen lagst du tot im Weidezelt, kleine Lucy. Dass du es in dieser regnerischen Nacht alleine ins Zelt geschafft hast und so in deinen letzten Stunden nicht völlig durchnässt warst, ist nur ein schwacher Trost. Eine furchtbare Schleimblase deutet darauf hin, dass du erstickt bist. So ein qualvolles Ende hat natürlich niemand verdient, aber du erst recht nicht! Du hast dich so tapfer durch dein kurzes Leben von nicht einmal fünf Monaten geschlagen, viele Verlassensängste durchgemacht, doch dabei nie deine Lebensfreude und putzige Neugier verloren. Erst erkrankte Mama Grinsi schwer und du kamst mit deinen Brüdern zusammen in unseren Garten. Nach Grinsis Tod solltest du rasch in die Auenherde integriert werden und wir nahmen dir deine Jungs. Du liefst mit den anderen Auenlämmern mit, welche allerdings keine Freundschaft mehr kannten, sobald ihre Mütter zum Tränken nach ihnen riefen. Du standest oft orientierungslos herum bis Kleiner Onkel sich etwas um dich kümmerte - die Milch behielt sie natürlich ihren großen Mädchen Grace und Tuca vor. Lange hielt dann auch diese Familienbande nicht an und du geselltest dich in den Kreis der abgesetzten, schreienden Lämmer. Ich denke, du wusstest, weshalb du mitschreist... Irgendwie bist du bezüglich unserer Aufmerksamkeit immer etwas untergegangen. Du warst ein kerngesundes Lamm, das größte und kräftigste Drillingsgeschwisterchen, während deine Brüder eher die Sorgenknaben waren. Aber nun warst du gerade dabei, unsere Herzen ganz tief zu erobern. Immerhin hattest du bereits das Prädikat "Einziges zutrauliches Auenlamm" inne. Und nun musst du mit Grinsi und Linus viel zu früh als Wolkenschaf auf den letzten Muck der Familie aufpassen. Danke, großes Mädchen!

9. September 2024

Lucy ist tot. Grace steht mit "dunkler Blauzungenschnauze" daneben. Sie schleckt sich ständig den Muffel, schleimiger starker Husten setzt erst am nächsten Tag ein.

10. September 2024

Hustensaft, Fiebersenker, Schmerzmittel für Grace abgeholt - die Tierärztin kann heute nicht kommen.
Wir treffen auf den Fahrer des Tierkörperentsorgers (früher: Abdecker). Er berichtet von Überstunden in den Kreisen Segeberg und Ostholstein. Hier hielte sich die Seuche aber noch in Grenzen. In Angeln und Dithmarschen würden keine Einzelbetriebe mehr angefahren werden: Es werden an Sammelstellen Container aufgestellt, in die die Schafhalter die Kadaver ihrer toten Tiere selbst hineinlegen müssten. Anders sei die Menge an zu entsorgenden Tierkörpern nicht mehr zu bewältigen.

11. September 2024

Grace quält sich weiter hustend durch den Tag. Abends sondert sie sich von ihren Mädels ab.
Der NDR Niedersachsen berichtet im TV von der Blauzungenkrankheit.

🖤Grace🖤, 14. April - 12. September 2024

Du warst so ein schönes Schaf, kleine Grace! Weißt du, dass du ganz am Anfang als Pendant zu deiner Zwillingsschwester Tuca "Taca" geheißen hast? Ja, klar, deine Mami Kleiner Onkel hat ihren Namen aus den Pipi-Langstrumpf-Romanen erhalten. Da liegt das Taka-Tuka-Land nahe. Aber deine Augen wirkten wie durch Kajalstift betont. Und dein graziles Auftreten. Was weiß ich, weshalb ich bei so viel Schönheit und Eleganz an Fürstin Grace Kelly denken musste? Du hattest das Glück, in einer unheimlich starken Familie mit sehr mütterlicher, behütender Schafmami aufzuwachsen. Es gab Kleiner Onkel, Tuca und dich und dann ganz lange nichts in eurer kleinen Herdenwelt. Das hat dich zu einem sehr selbstbewussten und stets präsenten Schäfchen werden lassen. Bei deiner Charakterstärke war uns ganz früh klar, dass wir Tuca und dich zur Bereicherung der Herde auf jeden Fall behalten werden. Nun dürfen wir nur Tuca behalten und du wartest auf deiner Wolke bitte ganz, ganz lange auf sie! Kaum zu glauben, aber du fehlst deiner Zwillingsschwester (und uns) noch immer, süße Maus!

12. September 2024

Grace liegt tot mitten auf der Weide. Da sie noch warm ist, als ich sie finde, benachrichtige ich die Tierärztin. Diese entnimmt zwecks amtlicher Blutprobe mit einer langen Kanüle Blut aus der Herzkammer des verendeten Lamms. ich bringe die Probe noch am selben Tag ins Landeslabor, um vor dem Wochenende ein Ergebnis zu erhalten.
Knut wird untersucht, auch er schleckt sich den dunklen Muffel. Die Tierärztin beginnt zu weinen: Sie mag nicht mehr zur Arbeit gehen - nur noch Einschläferungen oder Behandlungen, die doch nichts bringen. "Knut erlösen?" - "Der sieht doch noch einigermaßen gut aus, es haben doch schon viele überlebt. Die Vermutung liegt sehr nah, aber noch wissen wir doch gar nicht genau, dass es sich im Bestand um Blauzunge handelt." Knut erhält das ganze Schmerzmittel-Vitamin-Programm. Das war um 11:00 Uhr morgens. Gegen 18:00 Uhr habe ich die rapide Verschlechterung von Knuts Gesundheitszustand dokumentiert.

🖤Knut🖤, 14. März - 13. September 2024

Lieber kleiner Eisbär, du bist das erste eigene Lamm, das ich ans Euter seiner Mutter gehalten habe. Oh, war ich verzückt vom ersten Wurf! Und ich habe mir solche Sorgen gemacht, dass du nicht satt wirst. War Quatsch - deine Mami Freckles hat euch Drillinge Mascha, Nappo und dich bestens groß gekriegt. So prächtige und stets gesunde Lämmer wie ihr, sind bei Drillingen wirklich selten.
An deinem allerersten Lebenstag habe ich ein kurzes Video gedreht und dies sogar in meinem Blog veröffentlicht. Ihr wart halt die ersten Babys und ich somit zum ersten Mal... Schafsmami. Es ist sehr traurig, aber du bleibst auch posthum ein Videostar: ich musste auch deinen letzten Lebenstag aufnehmen.
Du warst ein recht zurückhaltendes Böckchen, deine quirligen Geschwister stahlen dir oft die Show. Aber du warst sehr, sehr lieb, niemals aggressiv, nicht einmal im "Ich hau dir auf die Hörner"-Macho-Spiel. Und auch du warst sehr hübsch. Du warst ein weißer Bock mit schwarzen Klauen. Sehr gut, denn schwarze Klauen sind nicht so anfällig für die Moderhinke. Unter Zuchtkriterien ist das schon mal ein positives Selektionsmerkmal. So gut, dass wir sogar überlegten, ob nicht du zwei oder drei Auen decken solltest. Nun muss diese Aufgabe wohl doch Elton übernehmen, so er denn irgendwann wieder richtig laufen kann. Danke für all die Freude, die du uns von Anfang an bereitet hast, Knutchen. Und werde bitte keine Regenwolke - wir hatten wahrlich genug Tränen!

Freitag, 13. September 2024

Knut ist tot.
Elton erhält den fünften Tag Schmerzmittel, sein Humpeln verstärkt sich. Mittlerweile ist der Kronensaum des rechten Vorderlaufs wund.

Wie erwartet ist Grace's Blutprobe "positiv". Das Veterinäramt informiert, dass mein Betrieb ab sofort amtlich als geschlossen gilt. Zum Glück konnte die Tierärztin meine Panik über diese (mögliche) Maßnahme bereits im Vorwege aus der Welt schaffen. Es bedeutet nur, dass kein Tier den Bestand verlassen darf und auch keines neu in die Herde aufgenommen werden darf, solange es noch BTV-Indizien gibt.

16. September 2024

Elton bewegt sich kaum noch, sein ganzes Bein ist geschwollen. Er erhält für drei Tage Antibiotikum.

17. September 2024

Die Blauzungenkrankheit ist in Schleswig-Holstein nun flächendeckend verbreitet. An der Nordseeküste werden die Deiche für Radfahrer und Fußgänger gesperrt. Das NDR-Schleswig-Holstein-Magazin berichtet mit einer Videosequenz.

19. September 2024

Balboa humpelt.
Eltons Entzündung sucht sich ihren Weg durch den Kronensaum, Eiter tritt aus.

24. September 2024

Böckchen geht es schlecht. Sein Gesicht ist sehr geschwollen, er frisst wenig und hustet trocken. Ihn schmerzen alle vier Füße, er torkelt.

26. September 2024

Böckchen hat Fieber, sein Gesicht ist regelrecht aufgequollen. Er erhält das gesamte Medikamentendepot.

29. September 2024

Elton erhält nochmals Antibiotikum, Böckchen nochmals Schmerzmittel.

2. Oktober 2024

Nücki weist dieselben Symptome auf wie Böckchen. Letzterem geht es endlich wieder gut.
Nücki bekommt Schmerzmittel und Vitamine, wir machen uns aber nicht mehr so viele Sorgen: Die großen, starken Böcke haben mit ihren jeweils über 100 kg Körpergewicht dem Virus offensichtlich viel entgegenzusetzen und überleben.

3. Oktober 2024

Eltons Fuß muss stärker entlastet werden. Vermutlich rechtzeitig vor einer Sepsis, schneiden wir ihm die Sohle auf. Was da herauskommt ist weder schön anzusehen noch riecht es gesund.

4. Oktober 2024

Tuca hustet, schnupft, schleimt und lahmt wie ihre verstorbene Schwester. Sie wird eingepfercht und umsorgt. Sie frisst und trinkt, ruht viel.
Nachmittags beginnt Tuca zu schreien, weil sie alleine ist.
Abends ist Tuca ausgebrochen und tut, als sei nie etwas gewesen.

8. Oktober 2024

Elton benötigt keinen Verband mehr.
Er flehmt bereits nach den Damen, haut kleinere Böcke von der Futterrinne weg und rammt seiner Schäferin den Oberschenkel blau. Wir sind sehr glücklich...

Auszug aus dem Stallbuch



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13.10.2024


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