Deutsch im Anschluß…
The gallery curator looked at his desk in disbelief: empty! Tidied up! As if he hadn't been here for weeks... And yet he was preparing a new and spectacular exhibition - a St Petersburg hanging (how funny: in St Petersburg!) by a currently incredibly popular local photographer known as @bambuka.
For a few weeks, his large-format photographs were intended to inspire the city's big names as well as tourists - and perhaps encourage them to reach into their wallets. He personally was a great admirer of the artist. Voronin, the unfortunately poorly paid but passionate curator and art collector, secretly regretted not having enough savings himself to buy one of his favourite pieces.
But, more importantly, where had the damn artworks gone? They were lying on this very worktop after work yesterday in an initial sorting. He was the last one to leave the gallery. There were no signs of burglary. Everything else was in its usual place. Where the hell...? His colleagues weren't back in the building yet, but none of them had anything to do with this exhibition. Apart from the cleaner, no-one had been back in the meantime...
...??? ...
He reaches for the phone: "Anna? Anna, please tell me if you cleaned our gallery yesterday?’ ‘Of course! What do you think of me...?’ ‘Nothing, everything's fine... Did you move the works of art that were on my desk somewhere else?’ ‘Boss: There were no works of art. I give you my word of honour.’ ‘But Anna...’ Anna is an extremely reliable and trustworthy employee, no question about it. It's not for nothing that she enjoys the trust of the entire house. ‘Anna - please think again. Large-format photo prints, various motifs. A huge pile of paper in A1 format...’
There was silence on the line for a short while. ‘Anna?’ ’So, boss... These papers... They were discarded things, weren't they? There was nothing clever on them! And blurry in places, really messed up. I used them to wrap my greasy soaps and cleaning products in. My little shop on the corner doesn't usually have sheets that big...’
Curator Voronin was now silent. Stunned. In disbelief. Horrified.
Anna suddenly sobbed uncontrollably: ‘I've made a mistake, haven't I? Am I going to lose my job now...?’
A dark memory flashed through both of their minds at that moment.
A few years earlier, Voronin was working in Germany; he curated a travelling exhibition for an important patron of the arts who owned a work by Joseph Beuys, the ‘Bathtub’, among others. In the castle where the travelling exhibition was shown for a weekend, he spent many devout hours with important art-historical objects. And on the day before the vernissage, the worst possible misfortune happened: the cleaning lady had wanted to be particularly thorough and scrubbed all the regular exhibits in the house so that everything would look particularly impressive for the expected guests... The ‘bathtub’ in question also fell victim to her wild cleaning mania. A priceless work of art was destroyed! Through ignorance and cluelessness. Even though the collector was awarded €58,000 in damages, Voronin was ashamed and left Germany for his home country…
Anna, for her part, remembered an incident from her childhood. She was six or seven years old and her mother, a Russian woman who had recently lost her German husband to cancer, often had to take on jobs to earn a living, because the small widow's pension wasn't enough for them... She usually went cleaning, because she could often take her little daughter with her. This time was no exception: she had taken on the task of preparing a castle for an upcoming art exhibition. She cleaned and everything was spick and span. Then she noticed the tarnished plates and pots, jugs and glasses that were part of the decoration in the castle. No wonder, they were no longer in use, she thought. The decision was made: she would spend another hour washing all these things to make them look like new. She especially had a hard time with the dirty, greasy old children's bathtub...
Without being able to read each other's thoughts, they both hung up the phone without saying a word. Voronin made an appointment with his psychotherapist, @soulfuldreamer, who might be able to help him on his ‘healing journey’ (he then tried his own therapy session with a good bottle of vodka on ice and music by Rachmaninov...) Anna, on the other hand, banished and destroyed all cleaning utensils from her home; the women of the family had finally done enough damage with their tiresome cleanliness…
Guys: the week is almost over - not in the mood for #storybyphoto...?
Deutsche Version:
Der Kurator der Galerie schaute ungläubig auf seinen Arbeitstisch: leer! Aufgeräumt! Als ob er seit Wochen nicht mehr hier gewesen wäre… Dabei bereitet er doch gerade eine neue und spektakuläre Ausstellung vor – eine Petersburger Hängung (wie witzig: in Petersburg!) eines aktuell wahnsinnig populären einheimischen Fotografen, bekannt als @bambuka.
Seine großformatigen Aufnahmen sollten für einige Wochen die Größen der Stadt ebenso wie Touristen begeistern – und vielleicht zum Griff in ihre Geldbörsen animieren. Er persönlich war ein großer Bewunderer des Künstlers. Voronin, der leider schlecht bezahlte, aber leidenschaftliche Kurator und Kunstsammler, bedauerte heimlich, selber nicht genug Erspartes zu haben, um eins seiner Lieblingsstücke zu erwerben.
Aber, was viel wichtiger schien: wo sind die verdammten Bilder hin??? Sie lagen gestern nach Feierabend in einer ersten Sortierung auf genau dieser Arbeitsplatte. Er war der letzte, der die Galerie verließ. Es gab keine Einbruchsspuren. Alles andere war an seinem gewohnten Platz. Wo, zum Teufel…? Seine Kollegen waren noch nicht wieder im Haus, aber von ihnen hatte auch keiner etwas mit dieser Ausstellung zu tun. Außer der Reinigungskraft war in der Zwischenzeit niemand…
…??? …
Ein Griff zum Telefon: „Anna?! Anna, sag mir bitte, ob Du gestern bei uns in der Galerie geputzt hast?“ „Natürlich! Was denkst Du denn von mir…?“ „Nichts, alles gut… Hast Du dabei eventuell die Kunstwerke, die auf meinem Arbeitsplatz lagen, woanders hin geräumt?“ „Chef: Da waren keine Kunstwerke. Ehrenwort.“ „Aber Anna…“ Anna ist eine äußerst zuverlässige und vertrauenswürdige Kraft, keine Frage. Nicht umsonst genießt sie das Vertrauen des ganzen Hauses. „Anna – überleg‘ bitte noch einmal. Großformatige Fotodrucke, verschiedene Motive. Ein riesiger Stapel Papier im A1-Format...“
Eine kleine Weile herrschte Schweigen in der Leitung. „Anna?“ „Also, Chef… Diese Papiere… Das waren doch ausrangierte Sachen? Da war nix Gescheites drauf! Und verschwommen teilweise, richtig verpfuscht. Ich hab‘ die genommen, um meine schmierigen Seifen und Putzmittel darin einzuwickeln. So große Bögen gibt es in meinem kleinen Laden an der Ecke sonst nicht...“
Jetzt schwieg Kurator Voronin. Fassungslos. Ungläubig. Entsetzt.
Anna schluchzte auf einmal hemmungslos: „Ich habe einen Fehler gemacht, nicht wahr? Verliere ich jetzt meine Stelle…?“
Beiden schoß in diesem Moment eine düstere Erinnerung durch den Kopf.
Einige Jahre zuvor arbeitete Voronin in Deutschland; er kuratierte eine Wanderausstellung für einen bedeutenden Kunstmäzen, der u.a. ein Werk von Joseph Beuys, die „Badewanne“ sein eigen nannte. In dem Schloß, in dem die Wanderausstellung für ein Wochenende gezeigt wurde, verbrachte er viele andächtige Stunden mit bedeutenden kunstgeschichtlichen Objekten. Und am Tag vor der Vernissage passierte das größte anzunehmende Unglück: die Putzfrau hatte besonders gründlich sein wollen und alle regulären Exponate im Haus geschrubbt, damit alles für die erwarteten Gäste besonders beeindruckend aussähe… Auch die besagte „Badewanne“ fiel ihrem wilden Putzfimmel zum Opfer. Ein unschätzbares Kunstwerk war vernichtet! Durch Ignoranz und Ahnungslosigkeit. Auch wenn der Sammler immerhin 58.000€ Schadensersatz zugesprochen bekam – Voronin war beschämt und verließ Deutschland in Richtung seiner Heimat…
Anna ihrerseits erinnerte sich an eine Begebenheit in ihrer Kindheit. Sie war sechs oder sieben Jahre alt und ihre Mutter, eine Russin, die kürzlich ihren deutschen Ehemann an den Krebs verloren hatte, mußte für ihren Lebensunterhalt oft Jobs annehmen, weil die kleine Witwenrente nicht vorne und nicht hinten reichte… Meist ging sie putzen, denn da konnte sie ihre kleine Tochter oft mitnehmen. So auch dieses Mal: sie hatte die Aufgabe angenommen, ein Schloß für eine bevorstehende Kunstausstellung herzurichten. Sie putzte und alles war nach und nach blitzblank. Da fielen ihr die angelaufenen Teller und Töpfe, Klüge und Gläser auf, die im Schloß zur Dekoration gehörten. Kein Wunder, waren ja nicht mehr im Gebrauch, dachte sie. Der Entschluß war gefallen: sie hängt noch eine Stunde dran und wienert alle diese Sachen, daß sie wie neu aussehen. Besonders diese speckige und verdreckte alte Kinder-Badewanne machte ihr Mühe…
Ohne die Gedanken des anderen lesen zu können, legten beide den Hörer wortlos auf. Voronin vereinbarte einen Termin bei seiner Psychotherapeutin, @soulfuldreamer, die ihm vielleicht auf seiner „Healing Journey“ helfen könnte (im Anschluß versuchte er dann eine eigene Therapieeinheit mit einer guten Flasche Wodka auf Eis und Musik von Rachmaninow…) Anna hingegen verbannte und vernichtete sämtliche Putz-Utensilien aus ihrem Zuhause; die Frauen der Familie hatten endgültig genug Schaden angerichtet mit ihrer leidigen Reinlichkeit…
Leute: die Woche ist fast rum – gar kein Bock auf #storybyphoto…?