Das ist natürlich sehr schwierig und wirklich bei jedem unterschiedlich. Ich bekomme gerade wieder viele Anfragen, in denen geschrieben wird, dass man Bürgergeld erhalte oder nur Erwerbsminderungsrente. Fällt man denn dann schon unter die Kategorie bedürftig oder besonders belastet? Ich denke eher nicht.
Ich kenne viele, die für Mindestlohn jeden Tag arbeiten und gerade ein paar Euro mehr bekommen als ein Bürgergeldempfänger, aber auch ganz andere Kosten haben, da sie unter anderem ihre Arbeitsstätte erreichen müssen. Benzingeld, zusätzliche Fahrkarten oder was auch immer.
Es gibt immer spezielle Umstände, die jemanden in finanzielle Schwierigkeiten bringen können, sodass das Geld am Monatsende manchmal wirklich nicht reicht. Auch wenn oft in Deutschland auf das Sozialsystem geschimpft wird, ist es doch eines der besten der Welt. Auch die Gesundheitsversorgung ist nicht so schlecht, wie manch einer sie darstellt. Wenn man bedenkt, dass ich für lächerliche 220 € krankenversichert bin, die ich selbst bezahle: Jeder Bürgergeldempfänger oder jemand, der Erwerbsminderungsrente erhält, ist ebenfalls krankenversichert und erhält, auch wenn es bei vielen Fachärzten Wartezeiten gibt, die entsprechende Behandlung.
Und ich weiß, wovon ich rede. Ich bin nicht privat versichert oder Ähnliches, habe mir aber trotzdem meine Ärzte aussuchen können und konnte mir zwei- oder sogar dreimal Meinungen einholen. Wenn ich alleine bedenke, dass meine Medikamente weit über 1.000 € jeden Monat kosten, kann ich nur sagen: Ich bin froh, in Deutschland leben zu dürfen. Ich habe in vielen anderen Ländern, teilweise Monate oder Jahre gelebt, darunter auch einige in Europa. In Griechenland haben staatliche Krankenhäuser eher den Status eines Drittweltlandes; wenn man dort eine ordentliche Behandlung erhalten möchte, muss man eben in eine Privatklinik.
Von Ländern wie den Vereinigten Staaten oder ähnlichen möchte ich erst gar nicht anfangen zu reden. Hast du dort keine gute und teure Krankenversicherung und wirst dann krank, bist du einfach aufgeschmissen. Der Selbstbehalt in den USA für ärztliche Behandlungen oder Medikamente ist enorm, und viele ehemals wohlhabende Menschen sind schnell ruiniert, wenn jemand in der Familie chronisch krank wird oder eine Krebsbehandlung benötigt.
Ich weiß, viele sehen das komplett anders und schimpfen fleißig. Aber glaubt mir: Auch wenn viel verbesserungswürdig ist und sich in den letzten Jahren viele Zustände verschlechtert haben, können all diejenigen, die auf Hilfe angewiesen sind, glücklich sein, in diesem Land zu leben.
Eigentlich hätten wir es ja alle in der Hand, unser Leben entsprechend zu verbessern – ein wenig politisches und soziales Engagement, und die Welt, in der wir leben, wäre wieder um einiges besser.
Aber leider ist die Ich-Bezogenheit allgegenwärtig. Ganz wenige denken noch an das Wohl des Gegenübers; da nützt es auch nichts, wenn man in der Weihnachtszeit einmal einem Obdachlosen 5 € in die Hand drückt oder ein paar Euro an eine große Organisation spendet – vielleicht 20 % kommen den Bedürftigen zugute und 80 % gehen für die Verwaltung drauf. Sich dadurch ein gutes Gewissen einzureden bringt dem einen oder anderen ein gutes Gefühl, aber den Mitmenschen um uns herum bringt das absolut nichts.
Oje, ich verliere jetzt sicherlich wieder einige Follower, wenn sich mancher das Ganze bis zum Ende durchliest. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass man auch ein wenig zufrieden sein sollte mit dem, was man hat; dass man zufrieden damit sein kann, in einem Sozialstaat leben zu dürfen; und ganz allgemein ein wenig Demut zeigen sollte. Und wer vergessen hat, was es heißt, demütig zu sein: Hier noch einmal eine kurze Erklärung: Demut ist der Respekt vor anderen und das Bewusstsein der eigenen Rolle in der Gemeinschaft oder Gesellschaft.
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