Nun kam der Winter ganz schön plötzlich und doch ist es schon wieder eine Woche her, dass er uns über Nacht mit mehr als 20 Zentimetern Neuschnee überraschte. Eine zauberhafte Pracht, die dank der niedrigen Temperaturen erstaunlich lange liegen bleibt. Gerade hier auf dem Dorf, das auf den Navis der Räumfahrzeuge offensichtlich nicht angezeigt wird, befinden wir uns seit Tagen in einer schneeweißen Märchenwelt.
Wahrlich wunderschön, für das Vorankommen auf unserer Weide ein klitzekleines Bisschen einschränkend.
Dort habe ich mich noch vor zehn Tagen mit meinem neuen Spielzeug ausgetobt, von dessen Erwerb und Einsatz ich voller Stolz berichten wollte. Da nämlich unser antiker Wiesenmäher noch immer nicht einsatzbereit ist (ich bin guter Dinge, dass es zur ersten Maht im Frühsommer so weit sein wird...), habe ich mir einen Profi-Freischneider geleistet. Gut ein halber Hektar (also etwa ein Fünftel) unserer Wiese ist mit Brennnesseln bewachsen, die es etwas einzudämmen gilt. Die Schafe gehen nicht an die Pflanzen, ihre empfindlichen Muffel scheuen die Nesselhärchen. Sind die Blätter jedoch etwas angetrocknet, die Brennhärchen nicht mehr aktiv, lieben die Tiere diese heimische Nährstoff- und Vitaminbombe. Ganz ausgerottet werden soll die Brennnessel also nicht (wäre das überhaupt zu schaffen?!), etwas weniger wäre aber schön. Wir versprechen uns also vom regelmäßigen Absäbeln und Mulchen mit sich selbst, dass die Nesseln an Kraft verlieren und das Gras zumindest stellenweise irgendwann schneller wächst. Soviel zur kleinen Notiz am Rande und dem ersten Ausrutscher in Sachen "Thema verfehlt"... ;-)
Ah, "ausrutschen", dann mal rasch zurück zum Schnee.
So umwerfend herrlich die weiße Landschaft gerade bei Sonnenschein, wenn die Strahlen mit den Eiskristallen spielen, auch ist, so sehr hat uns der Wintereinbruch einen Strich durch die Rechnung der Vorbereitung auf den Einzug der neuen Schafe gemacht.
Wir hatten nach dem Einschlagen von 15 Pfählen für die ersten 60 Meter die Weide viertelnden Zaun nämlich gerade erst die Wandpfosten für den neuen Unterstand gesetzt. Und einen Unterstand sollten die künftigen Herzdamen unserer Böcke schon haben, wenn sie ihr neues Domizil erkunden. Ehrlich gesagt wird jener ein kreisrunder Palast, der von zwei Weidenhälften in Beschlag genommen werden kann. Das Gebälk - okay, die fächerförmig zu montierenden Schalbretter - wird von einem kräftigen Baumstamm getragen werden. Dieser sollte am Donnerstag geliefert werden und benötigte bis dahin ein "Fundament". Nun aber schnell, denn für die Nacht auf Donnerstag waren -15° C angesagt!
Wir rasten zur Weide und vergnügten uns den Nachmittag über mit dem Ausheben eines Loches von 60 cm Durchmesser und 80 cm Tiefe. Die Seite des Fotoalbums unterschlage ich (es gab doch mittlerweile genug Plumpsklosprüche...) ebenso wie das Bild, das sich uns am nächsten Morgen vor der Zufahrt zu unserer Weide bot: Mit Fahrzeugen gelangen wir über den Hof des Feuerwehrgerätehauses auf die Wiese. Die Feuerwehr räumt ihre Zufahrt selbstverständlich frei und der Schnee(berg!) kann doch gut vor dem Gatter der gerade unbewohnten Koppel gelagert werden... grummel...
Nun denn, am Ende konnte der Subaru, der den Küstentannenstamm von 40 cm Durchmesser geladen hatte, ungehindert auf die Wiese fahren, dabei den Hänger knapp über das ausgehobene Loch zirkeln. Geniale Witterungsverhältnisse: Nicht nur der Boden war zum reibungslosen Befahren mit sehr schwerer Ladung steinhart, sondern auch das Loch samt Rändern tiefgefroren. Unkaputtbar. Sehr nützlich für all die abenteuerlichen Ideen, wie der Baum denn nun wohl ohne Seilwinde aufgerichtet werden sollte. Der Stamm rutschte nämlich nicht wie geplant direkt ins Loch. Da nützten leider auch das Waldarbeiterwerkzeug unseres bestens ausgestatteten Freundes sowie sämtliche aus den hintersten Hirnwindungen herausgekramten Hebelgesetze nichts. Wohl aber ein dickes Abschleppseil, das oben am Stamm befestigt und notdürftig über einen Zaunpfahl gelenkt wurde. Davon gibt es allerdings keine Fotos, denn ich musste mit Ralfs Subaru ziehen, während unser Freund mit seinem Subaru den Hänger, auf dem der Stamm nur noch auf halb acht hing, rückwärts schob und Ralf, laut Anweisungen rufend, versuchte, den Stamm am seitlichen Wegrutschen zu hindern.
Nach zwei Stunden stand das etwa zwei Meter hohe Prachtexemplar sicher und wackelfrei in seinem Loch auf einer Steindrainage. Hier wird der Stamm bald (autsch, am liebsten bereits in einer Woche, aber das Wetter...) zentraler Träger des Palastdaches sein. Zudem darf er den Schafen in naher Zukunft als Schubberbaum dienen. Ein wahrer Luxus für die Tiere, denen in ihren dicken Wintermänteln durchaus öfter mal der Pelz juckt. Das Veterinäramt wird uns feiern... ;-)
Derweil die Jungs? Böckchen, Nücki und Elton wissen noch gar nicht, dass sie auf der großen Wiese mit dem neuen Traumhaus maximal zu Besuch residieren dürfen. Sie halten nach wie vor das gesamte Gelände für ihr eigenes und helfen deshalb auch weiterhin fast täglich mit. Da die Baustelle nun aber schon ein paar Tage brach liegt, langweilen sie sich etwas. Ihr Lieblingshobby - Grasen - fällt flach, die Fütterungszeiten sind in ihren Augen viel zu kurz.
Aber auch die Bagaluten haben ein neues Spielzeug... ;-)
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