Bauverzögerung

chriddi -

Eiseskälte, Schnee, viel Regen, jetzt schon wieder seit zwei Tagen Orkan und neben den egozermürbenden Gedanken ("Selbst Schuld, wenn man erst im Winter einen Bau beginnt!") stets das Gefühl, es ginge überhaupt nicht voran mit dem Unterstand für die Schafe. Doch dieses Gefühl trügt, weshalb ich euch heute zwar immer noch keine eigene Schafherde präsentieren, wohl aber mit einem kleinen Foto-Update bei Laune halten kann.


Wie gut, wenn man ein "Chriary" führt, um festzustellen, dass das bei strahlendem Winterwetter veranstaltete Richtfest des Unterstands (Liebes Bauamt, nein, dieser Palast ist kein Stall...) noch keine drei Wochen her ist. Während Ralf das Dach des etwas unkonventionellen Baus etwas unkonventionell (aber selbstverständlich perfekt, mein Schatz...) deckte, schleppte ich Holz an und reichte es hinauf. Schalbretter. Jede Menge Schalbretter. Gerüstbohlen stellen hochkant den "Dachstuhl" dar, Dachlatten wurden später für Stabilisierungsmaßnahmen und die Dachkanten gebraucht und ab und zu wurde auch ein Kantholz benötigt. Oh ja, ich muss das sehr genau nehmen, denn das Vokabular auf dem Bau hat Meister und Hiwi schon zu oft kurz vor den Ausbruch des Rosenkriegs versetzt. Und hier geht's nur ums Holz - noch nicht um das Werkzeug... ;-)

Sei's drum, Nähkästchen schließen. Ich hatte zwischen Holzholwanderungen und Fotoshootings ausreichend Zeit, schon mal die halbe Südseite mit Schalbrettern zu beplanken. Am nächsten Tag war also bereits ein deutlicher Fortschritt zu erkennen:








Es ging super voran, aber es war so kalt. Und ich gebe nun öffentlich zu, dass meine in Fäustlingen getätigten Verschraubungen nicht unbedingt als Präzisionsarbeit bezeichnet werden können.
So widmete ich mich zunächst einmal Wichtigerem - dem Winterfutter für unsere Böcke.

"Futter ist knapp!" - "Ja-a. Und ich kann nach wie vor nichts dafür, dass deine Ballen auf der tiefen Wiese ihre Bademeisterlizenz erwerben und du der einzige Bauer weit und breit bist, der das Heu nicht rechtzeitig geborgen hat." Ich verzichtete nach ein paar Tagen Nerv also auf meinen in zähen Pachtverhandlungen eigentlich ausgemachten morgendlichen Anteil Heu, und bestellte bei einem anderen Bauern einen Ballen. Auch dieser klagte zwar über einen leichten Engpass wegen einer schwachen 23er-Heuernte, verkaufte mir aber beste Ware zu einem wirklich guten Nachbarschaftspreis und versprach sogar mehr. "Nee, 'Herr Betriebsleiter', das liegt nicht an 'Frau Bürgermeisterin'..." Äh, okay, so viel also zum Stand der Beziehung zwischen den Menschen, die noch im letzten Mai von "Geschäftspartnerschaft" sprachen. Egal. Das Heu schmääähckt!

Am nächsten Tag zog es mich natürlich wieder zum Stall Unterstand. Puh, da muss man echt aufpassen, denn für einen Stall benötigt man eine Baugenehmigung (die man im Gemeindeaußenbereich nur sehr schwer bis gar nicht erhält), für einen Unterstand ohne Fundament mit Schleppdach benötigt man keine Baugenehmigung. Als allererstes wird das Veterinäramt unser Bauwerk sehen, denn dieses will vor Bestandsübernahme kontrollieren, ob auch wirklich jedes Tier die Möglichkeit hat, sich vor Regen und Sonne zu schützen. Sie werden beglückt sein und hoffentlich nur das Tierwohl, keine Bauvorschriften, im Sinn haben. Denn dass dieses Prachtexemplar von Stall Unterstand als schlichte Schleppdachkonstruktion durchgeht, können vermutlich nur noch viel Wohlwollen und Gebete beeinflussen. Obwohl die oberste Bauaufsichtsbehörde im Kofferraum des Kombis ja eigentlich stets anwesend ist... ;-)

Mit dem milderen Wetter kam der Regen. Tagelang. Ein Weiterarbeiten hatte keinen Sinn, zumal wir noch aufs Dach mussten, um vor dem Verlegen der Dachpappe einige Dachlatten zu befestigen. Ein bei glitschigem Holz eher lebensgefährliches Vorhaben. Also lieber erstmal ein paar weitere Disteln stechen, die aus vollgesogenem lehmigen Boden wie aus Butter herausflutschen.
Dienstag war es endlich trocken...

...doch dann zog der Sturm auf. An sich fehlt neben etwas Feintuning und einigen Gattern nun nur noch die Dachpappe, an deren Verlegung bei Orkanstärken natürlich nicht zu denken ist. Außerdem brachte der Sturm ganz andere "Probleme" mit sich. Zum einen drohte mein Heuballen die gesamte Tierwelt des Dorfes in Windrichtung von sich aus zu versorgen und musste ordentlich verzurrt werden. Es ist gar nicht so einfach, im Sturm einer Plane hinterherzurasen und diese dann - selbstredend gegen den Wind - wieder an Ort und Stelle zu transportieren...
Zum anderen standen nach einer schlaflosen, da ohrenbetäubend lauten, Nacht auf Donnerstag, mal wieder drei Böcke auf der Terrasse...

So, ich will jetzt das, was mich die letzten Tage zudem sehr bewegt: Handball-EM. Heute spielt Deutschland im Halbfinale gegen Dänemark - das wird bestimmt spannend.
Ihr wollt Schafe? Ihr kriegt Schafe! Denn wenn die Knuffis sich nach der Schneeschmelze freuen, wieder etwas Grün zu entdecken, müssen sie einfach als Fotoobjekt herhalten... :-)




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26.01.2024