Geht doch!
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2023-04-29
Es ist nicht der Rede wert, über die Kommunikationsprobleme der beiden Inhaber „meines“ Betriebs zu philosophieren. Wert, darüber nachzudenken, wurde es für mich erst, als ich mehr und mehr fühlte, mich zwischen zwei Stühlen zu befinden. Ich genoss nämlich das Vertrauen beider, und beide wollten immer öfter „mal mit mir allein sprechen“. Das fühlte sich nicht gut an. Heute Morgen reagierte ich dann auch merklich genervt, als ich meinen „Chef“ bat, mich nicht dauernd bei laufendem Gerät (also hoher Lautstärke) anzuquatschen, wenn er „etwas Wichtiges" mit mir besprechen wollte - und überhaupt würde ich nur noch mit Beiden gemeinsam reden, wenn es um den Betrieb ginge. Obwohl ein Wort das andere gab (ich fürchte, ich sagte etwas wie 'ich müsse mich hier nicht wie einen depperten Leibeigenen behandeln lassen'), konnte ich noch (fast) sachlich auf die ohnehin für heute angesetzte Team-Besprechung hinweisen.
Die Stimmung war angespannt, obwohl es in meinen Augen nur positive Aspekte zu besprechen gab. Bis mir auf ständiges „Ja, aber…“ irgendwann der Kragen platzte – und das kommt selten vor.
Naja. Ich täte alles, was ich an Kompetenz (dabei geht’s wahrlich nicht ums Melken), Ideen, finanziellen Angeboten und nicht zuletzt Arbeitskraft in den Betrieb hineingäbe, zum einen freiwillig und zum anderen, um ihnen den Hintern zu retten. Dies nicht aus purer Nächstenliebe, sondern weil ich mit den Schafen arbeiten will. Und ich eben fürchte, dass diese bald nicht mehr vorhanden sein könnten, wenn in diesem Saftladen nicht endlich mal gehandelt statt aneinander vorbei geredet werden würde.
Autsch.
Wir erteilten einander noch Arbeitsaufträge, wobei sich meine Motivation in Grenzen hielt. Wozu denn, wenn die ihren Sch… ja doch alleine machen (wollen)?
Zwei Stunden später tauchte ein strahlender Inhaber bei mir zu Hause auf. Mein Ausbruch hätte gesessen, und das wäre richtig so gewesen, denn endlich habe daraufhin ein sehr, sehr gutes Gespräch unter den beiden Geschäftsführern stattgefunden. Er wolle sich bei mir für alles entschuldigen, viel wichtiger aber, sich nach vollen zwei Jahren bedanken. Alles, was ich einbrächte und vorschlüge hätte Hand und Fuß, bloß aus bäuerlicher Sturheit habe er dies nie sagen können. Und so würde er mir gerne vorschlagen, aber selbstverständlich nur, wenn ich es überhaupt noch wollen würde…
Mündlich haben wir Teilhaberschaften und einige rechtliche Voraussetzungen auseinandergenommen. Dann mit ganz viel Spaß ein paar Ideen für unser Schafsidyll in den Ring geworfen, diese in eine umgehend eingerichtete Dreier-WhatsApp-Gruppe eingestellt. Wir sind fröhlich auseinandergegangen, tatsächlich jeweils mit dem Wort „Perspektive“ auf den Stirnlappen gepinnt.
Und ich komme schon den ganzen Tag aus dem Grinsen nicht mehr raus - wie Grinsi, mein Lieblingsschaf, das Grinseschaf.
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